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TÄTRIS_redux

 


Text von Stefan Feinig | 29.09.17


In hypnotisierenden Träumen / vermischen sich die Materialien / zu zerstückelten Essenzen.
Pölster schweben von der Decke / treffen / kollidieren mit dem Unbewussten darunter – das es sich dort wohlig warm gemacht hat.
So gut es eben möglich ist.
Die fragmentarischen Tetris-Formationen des Lebens / verlagern sich / in unsere Träume hinein.
Sie erweitern uns / da sie sich später / wieder aus diesen Illusionsgebilden heraus transformieren.
Manchmal als Trauma / öfter jedoch als Selbsterkenntnis.

Die Elemente / aus denen wir bestehen / wiederholen sich.
Sie repetieren in Mustern / die uns in Tetris-Formation angereiht haben.
Wir bestehen aus Strukturen.
Unbewusst fabriziert / haben wir immer schon einen strukturellen Zugang / zur Welt.

Das Grundphänomen allen Schaffens / ist die Wiederholung.
Kunst / ist die marginale Abweichung / die aus einer Wiederholungskette resultiert.
Kunst / ist reflektierende Repetition.


Unbewusstsein –
Muster –
Schlaf –
Erwachen


 
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Wir sind Grundgerüst / der sich stetig überschreibenden Träume / die wir nur selten / wirklich begreifen.
Und dennoch /
dient uns das Bett /
[auch in Form des Schlafs]
als Versteck /

Camouflage

Wir verbergen uns / versinken.
Jedoch bleiben die Muster / auch dort / erbarmungslos / existent /
arbeiten weiter in uns fort / als stille Maschinerie / unseres Daseinsantriebs.
Wir kommen zwar daraus hervor / jedoch immer anders /
weil wir von unseren Träumen fabriziert worden sind /
an die wir uns manchmal erinnern.
Öfter jedoch nicht.
Träumen / ist eine Abfolge sich überschreibender Repetitionen.
Doch träumen wir niemals nicht.
Auch wenn wir uns nicht erinnern.

Pölster in Bauklotzfunktion.
Tetris.
Fragmentarisch fügt sich alles zusammen.
Irgendwann.
Irgendwie.
Oder auch nicht.
Wir bleiben immer so / wie wir sind.


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Träume / sind Reiseskizzen / unserer gelebten Tage / die nachts / zerstückelt wieder kehren.
Manchmal auch als Alptraum / in Form des Alpdrucks / dessen Grundstruktur man nicht begreift.

Verwirrte Einzelteile / fügen sich / bei der Traumdeutung zusammen //Vermeintlich // finden sich wieder in uns ein / um dort / ihren jeweiligen Platz zu besetzen.
Oder auch nicht.
Der Sinn / den wir in unseren Deutungen sehen wollen / könnte selbst Konstrukt sein / welches unvollkommen / in der jeweiligen Interpretation verharrt / und weiterhin alles bedeuten könnte.
Alles / und alles andere auch.
Die Lücken / lassen sich nur / mit unseren Phantasmen füllen.
Das objektiv Wahre / bleibt verdeckt.
Camouflage – Ein Traumbild entsteht / in dem Sigmund Freud / als Tetris-Begründer / kindlich / mit Klötzen / und Seelenbausteinen hantiert / und vielleicht / etwas halbwegs Verständliches / fantasiert. – Camouflage

Es komplementieren sich / die Be-deutungsmuster in Ketten / fügen sich / Klotz um Klotz zusammen / und verpuffen dennoch / wenn verstanden geglaubt.
Die Lücken die bleiben / verhindern / jene magische Auflösung / die uns zur Ruhe kommen ließe.
Und doch. / Irritationen bleiben... Irritationen / die wir selbst sind.
Die Lücke / einer unvollständigen Tetris Formationslinie / ist jener Traum / der uns nachts / nicht zur Ruhe kommen lässt. // Ein kleiner Abgrund / der das Gefüge unseres Daseins stört / die reine Form verhindert / ein unvollständiges Muster bildet / hinter / und in dem wir uns / nicht so ganz / verstecken können / auch wenn wir es noch so sehr versuchen.
Die Erkenntnislücke bleibt.
Wir Menschen sind / unsere eigenen Lücken. // Lücken / die uns nicht verpuffen lassen.
Das unvollständige Tetrisspiel / als symbolisch dargestellte Komplexität / des menschlichen Seins.
Die Camouflage / als Hokus Pokus / ist nur ein Mittel der Illusion.
Wir haben Lust / und sehnen uns danach / uns zu verstecken / weil uns die Welt zu transparent erscheint.
Wir verstecken uns / in unserem Bett / in unseren Träumen.
Wir wollen verpuffen. Aber verschwinden / ist nur eine Illusion.
Genauso illusorisch / wie das perfekte Tetris Spiel.
Wir sind die Lücken unseres Spiels. // Genauso / wie wir das Trauma unserer Träume sind.
Und wenn wir uns verstecken / so sind wir niemals das / wohinter / oder worunter / oder worin / wir unser Verbergen suchen.
Wir bleiben immer nur das / was wir sind.
Der vergebliche Versuchen / sich aufzulösen.





* Alben – abgeleitet von Alb – ist die ursprüngliche Bezeichnung für Elfen (germ. albi, altsächs. alf, engl. elf). In der germanischen Mythologie waren die Elfen für die Träume zuständig (Nachtalb). Auf diese tückischen Wesen wurden die schlechten Träume zurückgeführt. Insbesondere stellte man sich bildlich die Alben meist in menschenähnlicher Gestalt auf der Brust des Schlafenden hockend vor, was ein unangenehmes Druckgefühl auslöste, daher auch die ältere Bezeichnung Alb- oder Alpdruck.





 
 
 
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